Vor der Fahrt zur Arbeit habe ich mutig die Schutzbleche demontiert, denn ich spekulierte ganz klar auf trockene Verhältnisse. Morgens um sieben waren die Strassen und Waldwege meist trocken, nur an exponierten Stellen spritze es leicht. Die Luft war perfekt zum atmen, etwa 10° Grad. Alles lief perfekt: 16 Kilometer mit 200 Höhenmetern in 42 Minuten. Meist brauche ich um die 44.
Tagsüber tropfte es dann mehrmals und ich war mir nicht mehr so sicher, ob es bis zum Feierabend wieder abtrocknen wird. Zur Sicherheit hatte ich morgens die Regenkleider in den Rucksack gepackt. Petrus stand heute auf meiner Seite und als ich gegen 18:00 Uhr aufs Bike stieg, schien zeitweise sogar die Sonne zwischen den Wolken hindurch. Das motivierte mich um auf dem Heimweg die Referenzsteigung wiedereinmal in Angriff zu nehmen. Das müsste ich sowieso öfters tun. Meist schreckt mich schon der Gedanke an die 10 Minuten quälen ab und ich kneiffe lieber. Auch deshalb, weil die letzte Zeit von 09:32 Minuten richtig gut war. Da fuhr ich ohne Rucksack und nach nur 10 Minuten einfahren. Heute hatte ich 14 Kilometer Anfahrt und der Rucksack wog über 4 Kilo. Trotzdem, kneiffen wollte/konnte ich heute ganz einfach nicht.
Am Fuss der Steigung halte ich an, trinke kurz und sammle meine Kräfte. Vor mir liegen 145 Höhenmeter auf 1,73 Kilometer. Die steilsten Stellen sind vermutlich so um 12%, im Schnitt sind es etwas über 8%. Mein Ziel ist, die Strecke unter 10 Minuten zu schaffen. Dann stelle ich den Computer auf Null und lege los. Mittleres Kettenblatt, Gang 6. Nach etwa 50 Metern wird's gleich richtig steil. Gang 5, 4, 3 und schon bald 2. Weiter runter schalte ich nicht (obwohl ich möchte). Ich weiss vom letzten Mal, dass alles im mittleren Kettenblatt geht, also hau ich rein! Der Puls geht rasch auf über 160, ich schnaufe tief, der Schweiss tropft, die Hände krallen sich in die Lenkerhörnchen und ich sitze ganz vorne auf dem Sattel. Wäre ich 20 Kilo leichter, würde ich vielleicht zwischendurch im Wiegetritt fahren doch so wie es ist, fahre ich im Sitzen ökonomischer. Ich suche immer den Punkt zwischen länger aushaltbarer Belastung und Überlastung. Erst auf den letzten 2-300 Metern gebe ich wirklich alles und belaste mich richtig aus. Ich schalte 3 Gänge hoch, gehe aus dem Sattel und mache so die letzte Kuppe platt. Mir wird fast schwindlig. Direkt nach meiner imaginären Ziellinie halte ich an und stoppe die Zeit. Ich ringe nach Luft, der Puls rast jenseits 170, da brauche ich erst ein paar Minuten um mich etwas zu erholen. Dabei beginne ich die gefahrene Zeit einzuschätzen. So schnell wie letztes Mal war's wohl nicht, doch so knapp unter 10 Minuten sollte möglich sein. Ich richte mich auf, klickte den Bikecomputer durch und sehe ganz erstaunt: 9 Minuten, 25 Sekunden. Unglaublich! Neue Bestzeit! 7 Sekunden schneller als letztes Mal. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Super!
Das war natürlich der Aufsteller des Tages und gerade deshalb denke ich, dass ich solche Intervalle eigentlich mehr trainieren sollte. Diese 10 Minuten bewusstes quälen und an die Grenzen gehen macht mich schneller und spritziger. Die bisher trainierte Grundlagenausdauer stimmt, nun sollte ich vermehrt an der Schnelligkeit arbeiten und wenn möglich am Körpergewicht weiter tunen
. Mal sehen, wann ich mich das nächste mal für die Referenzsteigung überwinden kann... Der Tacho sagt: 35 km., 1:40 Std. 540 Hm.