Donnerstag, 19. Januar 2017
Tag 4 - ab ins Kloster
Ich muss vielleicht das gestrige Lob für das Hotel Ochsen wieder etwas relativieren. Das Bett war nämlich eine Katastrophe. Ich probierte alle Körperpositionen und –lagen aus, doch innert weniger Minuten plagten mich heftige Rückenschmerzen, so dass ich einfach nicht schlafen konnte. Ich probierte wirklich alles. Zum Schluss räumte ich alle Möbel aus dem Weg, so dass ich die Matratze direkt auf den Boden legen konnte, doch auch das half nicht wirklich weiter. Morgens um 04:30 Uhr gab ich auf und zog mich an – und siehe da, die Rückenschmerzen waren innert Minuten verschwunden. Ich legte mich wieder hin und die Schmerzen kehrten wieder zurück. Also wach bleiben!
Ich schaltete den PC wieder ein und plante die Fahrt vom Samstag. Ich reservierte mir dafür auch gleich noch ein Zimmer in Karlsruhe. Das ist auch nicht verkehrt und darum muss ich mich nun auch schon nicht mehr kümmern. Zudem änderte ich den heutigen Tagesplan. Mit nur 2 bis 3 Stunden Schlaf kann ich keine hüglige Tour mit 800 Höhenmetern vertragen. Ich strich also zwei Hügel aus der Planung und lud den neuen Track danach auf’s GPS.
Dann blieb mir nur nach Zeit um zu duschen und dann ab an den Frühstückstisch. Eigentlich hätte ich das fotografieren sollen (wie das Menue gestern Abend). Es gab kein Buffet, sondern ein nach Wunsch zusammengestellt und serviertes Frühstück. Für mich hiess das zuerst ein Joghurt-Müesli, dann ein Brötchen mit Schinken und Käse, ein weiteres mit Erdbeerkonfitüre und ein letztes Brötchen mit Schwarzwaldhonig. Alles super lecker! (damit kein falscher Eindruck entsteht: die einzelnen Brötchen waren klein, etwas halb so gross wie zu Hause ein Semmeli). Zu trinken gab es Orangenjus und ein Kännchen Kaffee. Perfekt! Die Krönung war dann noch, dass die Frau des Hauses ohne Aufpreis meine Thermoskanne mit Pfefferminztee auffüllte. Da wollte ich der lieben Frau auch nichts von meinen Schlafproblemen erzählen. Ich finde trotzdem, das Hotel Ochsen ist eine Empfehlung wert.
Kurz nach neun Uhr packte ich dann die Taschen ans Rad und machte mich auf den Weg. Ich wusste, bis nach Offenburg geht es fast 30 Kilometer leicht bergab, ohne nennenswerte Steigungen. Völlig locker und problemlos, wäre es denn nicht so kalt! Irgendwann las ich auf dem GPS -12° Grad.(der Tagesdurchschnitt lag bei -5° Grad) Brrr… Zu Beginn gab es noch viele eisige Stellen, bei denen mir bei zwei, drei kurzen Rutschern ganz schön das Adrenalin durch die Adern schoss (das hilft gegen die Kälte ). Ein Sturz mit kalten Knochen auf gefrorenen Boden stelle ich mir schmerzhaft vor. Also versuchte ich das Risiko so weit wie möglich zu minimieren. Der Vorteil war, je näher ich Offenburg, respektive der Rheinebene kam, desto weniger Schnee lag. Offenburg selbst war dann völlig schneefrei. Sehr gut! Gefahr gebannt.
Auf halben Weg nach Offenburg, in Gengenbach, musste ich mich in einer Bäckerei aufwärmen und die voprsichtige Fahrt dauerte etwas länger als geplant. Ich wusste ja, dass es bis zum Abend knapp 80 Kilometer geben würde und etwa 400 der insgesamt 500 Höhenmeter noch auf mich zukommen. Deshalb machte ich nicht in Offenburg Mittagspause sondern fuhr solange weiter, bis ich mindestens 40 Kilometer auf dem Tacho ablesen konnte. Schon von weitem sah ich Bänke an der Hauswand eines Imker-Vereins stehen und so viel es mir dann leicht dort meine Pause einzulegen. Herrlich windgeschützt in die Sonne blinzeln und etwas essen und trinken war wirklich ganz angenehm.
A propos angenehm: Trotz der niedrigen Temperaturen war es heute nicht nur sonnig, sondern nahezu windstill. Heute also kein Windchill und so fühlte es sich dann auch trotz niedriger Temperaturen angenehmer an als gestern. Auch sehr angenehm war, dass es nun nie mehr wirklich steil berghoch ging. Es waren viele sanfte Wellen und Kuppen, etwas hoch, etwas runter, von Dorf zu Dorf, meist auf separat geführten, verkehrsfreien Radwegen (Rheintal-Radweg). Das mag ich unglaublich gern! Man hat Zeit um etwas zu schauen und die Gedanken fliegen zu lassen. Es ist kein Kampf gegen irgendwas, sondern ein Flow mit allem, der Umgebung, der Bewegung, des Atmens, der Gedanken… so werde ich EINS… dafür mache ich diese Reise… und wie es denn so geht, plötzlich nehme ich einen Wegweiser wahr auf dem steht, dass es zu meinem Zielort nur noch 7 Kilometer sind. Wirklich unglaublich…
Ich war sehr gespannt auf meine Unterkunft denn ich habe mir eine Zelle, nein, ein Zimmer im Kloster „Maria Hilf“ in Bühl reserviert. Auf dem Briefpapier steht: Kongregation der Schwestern vom göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern). Es handelt sich um eine grosse Frauen-Klosteranlage, welche teilweise zu einem Kongresszentrum und einem Hotel umgebaut wurde. Viel altes, aber tip top renoviertes Gemäuer, schlichte (um nicht zu sagen spartanische) Zimmer, die aber alles beinhalten, was man so braucht (inkl. Wandspülbecken). Mir gefällt es sehr gut hier.
Eigentlich mag ich es nicht, wenn man dann gleich über den Preis spricht, doch diese Unterkunft ist derart günstig, dass ich es nun doch mache. Zimmer (mit Etagenbad) = 25.50 €, Frühstück = 7.50 €, Nachtessen = 9.50 €, WLAN= 5.00 €, macht in Summe 47.50 € -> der Hammer! Die Essen finden in einem grossen Speisesaal statt und wie in solchen Dimensionen üblich, gibt es verschiedene Buffets zur Selbstbedienung. Ich staune über das vielfältige und reichhaltige Angebot. Ich weiss gar nicht recht wo ich anfangen soll, denn ich entdecke immer wieder neue Sachen, die ich auch noch gerne möchte. Und so verwundert es wohl nicht, dass ich jetzt vor dem PC den Gürtel und den Hosenknopf geöffnet habe, damit der volle Bauch etwas mehr Platz hat. Ich bin froh, dass ich heute vor Mitternacht mit meinem Online-Kram fertig bin, denn ich muss ja noch etwas Schlaf nachholen. Nun noch die tägliche Skype-Konferenz mit meiner Frau und dann „Hasta la vista, Baby“!
Hier noch die Streckendaten des heutigen Tages (77km, 509 Hm) und der Link zum aktuellen und wieder funktionierenden Fotoalbum.
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Kommentare
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Karin am :
Akis am :
Habe leider erst heute mitgekriegt, dass Du unterwegs bist. Wow!!! Ganz schön spannend! Ich hoffe, dass die Temperaturen sich zu Deinen Gunsten verändern, brrrr.
Freue mich schon, wieder von Dir zu lesen. Ich wünsche Dir eine superschöne Zeit. Geniess es!
Liebe Gruess
Lucia