Sonntag, 22. April 2007
wenn das Hobby zur Pflicht wird...
Endlich kann ich wiedereinmal ausschlafen! Ich entschliesse mich bewusst, lange liegen zu bleiben und den fehlenden Schlaf der letzten Woche nachzuholen. Auch wenn schon bald herrlicher Sonnenschein und blauer Himmel nach draussen lockt, bis 11:00 Uhr hab ich's locker geschafft. Das macht dann 12 Stunden Schlaf. Sehr schön. Während des ausgiebigen Frühstücks lese ich die Zeitung und sehe da eher zufällig, dass derzeit die Liveübertragung des motogp-Rennens in der Türkei am Fernsehen gezeigt wird. Nett. Also Fernseher an. Es läuft gerade das Rennen der 125cm3-Klasse und um 12:00 Uhr sollen die 250cm3-Motorräder starten. Dabei auch die Schweizer Hoffnung Tom Lüthi, vom Startplatz 6 ins Rennen startend.
Draussen scheint die Sonne an einem wolkenlosen blauen Himmel und dabei drinnen zu sitzen und TV zu glotzen ist schon etwas... na ja, speziell.
Ich darf diesen Tag nicht ungenutzt lassen. In zweieinhalb Monaten startet der Gigathlon, da brauche ich jeden Trainingskilometer zur Vorbereitung. Obwohl, ich bin momentan ziemlich lustlos und irgendwie mental platt gefahren. Mir scheint, als baue ich in den letzten Wochen eher ab als auf (oder vielleicht werden auch nur meine Bikefreunde stärker). Jedenfalls habe ich auf unseren Trainingsrunden zunehmend Mühe, das Tempo hochzuhalten und mitzufahren. Es liegt weniger an den Beinen, sondern mehr im Kopf. Irgendwie fehlen mir auch die Arbeitswege per Bike, da ich in den letzten drei, vier Wochen vorwiegend mit dem Auto gefahren bin. Es fällt mir zunehmend schwer, mich sportlich zu überwinden. Das Berufliche fordert mich schon derart, dass ich beim Radfahren nicht auch noch immer Kampf, Anstrengung und Leiden erleben will.
Wie auch immer... ich darf diesen Tag nicht ungenutzt lassen!
Kurz vor 13:00 Uhr ist das Rennen zu Ende. Tom Lüthi wurde guter Fünfter. Ich hole meine Bikeklamotten und beginne mich umzuziehen und den Rucksack bereit zu machen. Eigentlich würde ich gerne etwas auf Asphalt rollen, doch ich weiss nicht wie gut das Hinterrad am Nöll das noch mitmacht. Letzte Woche hat es mir ja eine Speiche aus der Felge gerissen. Da muss eine neue Felge bestellt und dann das Rad umgespeicht werden, doch diesbezüglich habe ich noch nichts unternommen. Also bleibt das Bike. Ich will den "Karin+Beat-Baum" nochmals anfahren, denn mittlerweile sollte er blühen und das wollte ich unbedingt fotografieren. Wie man auf dem Foto erkennen kann, blüht er auch, doch er ist noch jung und noch nicht sehr buschig.
Von da fuhr ich in Richtung Brütten um den steilen Downhill durch den Wald runter zur BMX-Strecke zu fahren. Von da weg konnte ich den Kyburg-Loop anhängen und fuhr in Richtung Rossberg, First und Weisslingen auf bekannter Strecke. Plötzlich kann ich nicht mehr! Das heisst Nein, ich will nicht mehr! Was mache ich da eigentlich? Was soll das? Halt an! Bleib wieder einmal stehen und friss nicht einfach nur staubige Kilometer!
Bei der nächsten Aussichtsbank halte ich an und mache eine Bananenpause. Ich mustere bewusst die Umgebung und geniesse die Ruhe. Kein Mensch weit und breit. Ich könnte heulen. Warum? Ich weiss es auch nicht. Irgendwie fühle ich mich unter Druck obwohl ich genau weiss, dass ich selbst es bin, der diesen Druck aufbaut. Das kauen der Banane beruhigt etwas. Die Bank liegt schön im Halbschatten und ich entschliesse mich, mich hinzulegen und den Rucksack als Kopfkissen zu gebrauchen. Ich döse so vor mich hin und lasse die Gedanken schweifen. Alles wird gut.
Etwa eine Stunde später stehe ich wieder auf und mache mich auf den Heimweg. Ich entschiesse mich, so flach wie möglich nach Hause zu rollen und die vor mir liegenden Hügel zu umfahren. Es ist Sonntag und ich will das schöne Wetter und die herrlich blühende Landschaft geniessen, nicht nur ein kurzes Stück Weg vor meinem Vorderrad anstarren... Der Tacho sagt: 54 km., 3:34 Std., 800 Hm.
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Kommentare
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vazifar am :
ich hoffe für dich, dass du das wieder auf die reihe kriegst. sobald das hobby in 'arbeiten' ausartet ist's nämlich vorbei mit der entspannung und erholung finde ich.
für mich wär das nix.
beat am :
Klar hast Du Recht. Ich bin einfach in einem Alter, in dem ich mich auf eine sportliche Aufgabe wie den Gigathlon lieber zu gut als zu schlecht vorbereite. Dass es dabei Höhen und Tiefen gibt finde ich normal. Da muss ich halt durch. Nach dem Anlass kann ich's dann ruhiger angehen lassen und nur noch zum Vergnügen radfahren
PS: Hast Du dir das Elsass-Weekend nochmals überlegt?
vazifar am :
meine meinung ändert sich vieleicht noch, aber ich werde wohl eher nicht an das elsass-weekend kommen.
dieses jahr möchte ich gerne einige touren im hochalpinen bereich machen, und das elsass-weekend ist fast mitten in der saison. die anzahl meiner freien wochenenden ist ja auch nicht unbegrenzt.
und eigentlich habe ich auch etwas bedenken wegen dem fahren in einer grösseren gruppe, weil ich eher unterdurchschnittlich schnell unterwegs bin.
ich bin kürzlich in einer 7er gruppe mitgefahren. nach 2 stunden immer leicht über "meinem" tempo hinterherhecheln war ich dermassen ausgepowert, dass ich abbrechen musste. das mag ich mir eigentlich nicht antun.