Montag, 19. Juni 2006
Aufarbeitung
Heute morgen bin ich ziemlich erschlagen aufgestanden. Die Anstrengungen des gestrigen Marathons verflogen nicht über Nacht. Ich war deshalb froh, dass heute ein ruhiger Bürotag auf dem Programm stand und ich so quasi aktiv erholen konnte... . Abends habe ich dann gut motiviert das Bike gepflegt und mir dabei über das gestrige Erlebnis ein paar Gedanken gemacht...
Um es nochmals zu betonen: Es war ein wirklich toller Event, der hervorragend organisiert war. Der Tipp, diesen Marathon als den ersten zu wählen war wirklich gut. Die Landschaft war sehr schön und man konnte über 95% der Strecke fahren (die Besten fuhren 100%, nur die Schwächeren mussten die steilsten Stücke hochschieben). Fahrtechnisch war es einfach. Ich schätze mal 30% Asphalt, 65% Forststrasse und nur 5% Trails.
Und so komme ich nun zu den Dingen, die mir nicht so behagten. Irgendwie bin ich ein Tourenfahrer und kein "auf Zeit Fahrer" oder Marathonisti. Beim Biken liebe ich die Kombination aus: Schöner Landschaft, herrlicher Aussicht, sportlicher Betätigung, technischen Downhills, gutem Essen, quatschen mit Freunden, fotografieren und frische Luft atmen... das alles ist für mich in keiner Weise mit Eile verknüpft. Im Gegenteil. Um schöne Alpentouren geniessen zu können, braucht man Zeit; genügend Zeit; Zeit sollte überhaupt keine Rolle spielen... das widerspricht also irgendwie dem Wettbewerb.
Ich fand es wirklich sehr schade, dass ich diese herrliche Gegend so wenig geniessen konnte... bei so vielen Teilnehmern muss man sich stets gut konzentrieren, sonst gerät man schnell aneinander. "Feel the spirit" heisst auch irgendwie, dass man sich gehetzt fühlt, dass man immer am Limit fährt (sprich die Pulsuhr stets im Auge behält), dass man versucht, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen.
Ausserdem war mir die Strecke technisch zu simpel. Das war irgendwie ein Radrennen auf Schotterstrassen. Die Gewinner fuhren im Durchschnitt über 26 Kilometer in der Stunde, das sagt schon fast alles. Aus organisatorischer Sicht ist das irgendwie verständlich, denn höhere Schwierigkeit = mehr Stürze = mehr Verletzte = mehr Ärger. Ausserdem muss die ausgewählte Strecke auch bei Regen fahrbar sein. Und zwar für alle 4'000 Starter... Das ist also keine Kritik, sondern einfach mein persönliches Empfinden. Ich fahre halt lieber knifflige und technische Singletrails als Forststrassen.
Fazit: Solche gross angelegten Marathons sind ganz einfach Sport. Sportveranstaltungen bei denen es darum geht, die Schnellsten und die Besten zu finden und auszuzeichnen. Es zählt nur die Zeit und nicht der Genuss. Auch wenn es mir also "eigentlich" ganz gut gefallen hat glaube ich nicht, dass ich zukünftig regelmässig an solchen Veranstaltungen teilnehmen werde. Das ist mir irgendwie zu stressig und zu wenig genussreich (vielleicht bin ich auch einfach für leistungsorientierte sportliche Betätigung zu alt).
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.blog.dokumenzi.ch/266-Aufarbeitung.html«
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
matt am :
beat am :
Möglichkeit 2) Du fragst Dich, was MTB-Touren mit Marathons zu tun haben. Alles, bis auf den Zeitaspekt. Ein Marathon ist ja auch eine Biketour. Halt organisiert und nach zeitlichen Kriterien beurteilt. Aus Sicht eines Marathonistis hat jedoch eine Biketour nichts mit einem Marathon gemeinsam, weil ja das Wichtigste (die Zeitmessung) fehlt.
coffee am :
ich kann dich gut verstehen, geht mir ähnlich. 1 x im jahr mach ich so einen massenauflauf auch mit, meist aber dann einen etwas kleineren wie der black forest ansonsten genieße ich auch lieber die einblicke in die gegend, die zeit und den fotoapparat aber so muss man seine erfahrungen erst sammeln. das auf zeit, mit einem gewissen druck brauche ich nicht mehr, denn gewinnen tue ich dort eh nix. aber auf meinen anderen touren gewinne ich regelmäßig an erfahrung und schönen erlebnissen.