Freitag, 20. Februar 2015
eigene Realität
Jeder weiss es. Realität und Wirklichkeit sind zwei verschiedene Dinge. Man könnte auch sagen, Realität ist subjektiv und Wirklichkeit ist objektiv. Wie auch immer. Worauf ich hinaus will: Wir alle nehmen die Wirklichkeit durch unsere Sinne wahr und interpretieren daraus eine (unsere persönliche) Realität. Unsere Sinne funktionieren dabei wie Filter. Diese Filter haben wir uns vorwiegend unbewusst aufgebaut. Es ist ganz einfach unsere Vergangenheit, die durch unsere Augen sieht und nur das erkennt, was schon mal irgendwo gesehen wurde. Nur das hört was schon irgendwann gehört wurde, etc., etc. Man kann daraus also schlussfolgern, dass wenn 3 Personen die gleiche Wirklichkeit betrachten, alle etwas anderes sehen. Und da alle unterschiedliche Erfahrungen und Vergangenheiten mitbringen, werden sie die Wirklichkeit auch unterschiedlich interpretieren.
Momentan erlebe ich eine solche Geschichte 1:1. Und zwar wie folgt: Seit fast 2 Jahren trinke ich in der Stadt Zürich immer am gleichen Imbiss-Stand meinen Milchkaffee. Dort arbeiten 3 Personen als Angestellte einer Firma mit insgesamt 75 Angestellten. Der Inhaber verkaufte nun diese Firma und alle 75 Mitarbeiter wechseln zu dem Grossbetrieb, der sie übernommen hat. Das geht in etwa so: In einem halben Jahr werden alle Standorte umgebaut und in das Konzept des Grossbetriebs integriert. Alle 75 Personen werden eingearbeitet und haben ein Jahr lang eine Jobgarantie. Das ist alles, was man bisher weiss. Es ist also ein riesig grosser Raum für Gerüchte, Annahmen, Spekulationen und so weiter. Es wird nur schleppend und häppchenweise kommuniziert und alles ist "unsicher".
Person A findet: "Es ist einfach nur traurig. Ich habe den alten Betrieb und dessen Chef über alles geliebt und arbeitete noch gar nie an einem anderen Ort. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen wie das weiter gehen soll. Sicher ist aber, es wird nie mehr so familiär und persönlich zu und her gehen, wie bisher. Ich könnte den ganzen Tag heulen."
Person B findet: "Ich bin total wütend! Noch vor einem Monat war hier Friede, Freude, Eierkuchen und nun wurden wir wie Vieh einfach verscherbelt und verkauft. Obwohl wir immer hart geschuftet haben und so unserem alten Chef ja wohl auch sein Luxusleben ermöglichten. Das ist nun der Dank! Am neuen Ort wartet ja wohl auch niemand auf uns. Das gibt nur noch mehr Regeln und Schickanen, damit sie uns nach einem Jahr dann auch los sind."
Person C findet: "Ich war völlig überrascht, doch ja, warum auch nicht? Die neue Firma hat einen guten Ruf, tolle Sozialleistungen und bietet Ausbildung an, wie sie in der bisherigen Kleinfirma gar nicht möglich war. Einerseits werde ich mehr verdienen und habe auch noch neue Möglichkeiten, wie ich mich in Zukunft entwickeln kann. Ich bin gespannt wie es weitergeht und glaube, das kommt gut.
So unterschiedlich kann die gleiche Wirklichkeit verstanden werden. Jeder sieht eine andere Realität.
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