Sonntag, 8. April 2012
kühle Ostern
Am Karfreitag und gestern Samstag bin ich jeweils nachmittags in der Stadt mit dem Velotaxi gefahren. Am Freitag war es noch zeitweise sonnig und immerhin etwa 13° Grad "warm", was mir noch ein paar Gäste bescherte. Gestern jedoch war es stark bewölkt, es regnete zeitweise und viel mehr als 10° Grad zeigte das Thermometer auch nicht mehr an. Das reicht dann nicht mehr um in eine Rikscha zu steigen und so war ich dann vorwiegend alleine unterwegs.
Als ich dann heute Morgen einzelne Schneeflocken vom Himmel fallen sah wusste ich, dass ich mich ruhig nocheinmal etwas ins Bett legen konnte und den heutigen Tag zuhause verbringen kann. Bei den Wetterbedingungen macht Rikschafahren keinen Sinn. Da steigt niemand zu.
Die Ganze Velotaxi-Geschichte entwickelt sich zunehmend zu einer charakterbildenden Übung. Über Demut habe ich ja bereits in einem früheren Beitrag geschrieben. Hinzu kommen Bescheidenheit und Beharrlichkeit. Nichts erzwingen zu wollen, sondern sich als Teil des Ganzen zu erleben und demzufolge auch dynamisch auf sich verändernde Umstände reagieren zu können, daran arbeite ich derzeit an mir.
Die eingeschlagene Richtung zu halten erscheint mir zunehmend wichtiger, als konkrete Ziele zu verfolgen. In den bisherigen fünf Wochen musste ich lernen, dem Zufall zu vertrauen. Klar kann ich vieles selbst beeinflussen doch ich muss auch akzeptieren, dass eher noch mehr ausserhalb meiner Möglichkeiten liegt und dass man diesem positiven Zufall nur begegnen kann, wenn man offen bleibt, sich nicht verkrampft oder verhärtet. Erzwingen kann ich meine Kunden nicht - Gewalt ist keine Lösung!
Zürich ist rein mental ein ziemlich hartes Pflaster. Sehr viele Menschen sind beherrscht von Zahlen und weit weg von Freude und Empfindung. Viele sind so angestrengt in ihren Bemühungen nach gesellschaftlichem Erfolg, nach Bedeutung, Status und Anerkennung, dass fast kein Raum mehr bleibt für irgend etwas anderes. Viele Mienen bleiben finster, selbst wenn man sie anlächelt. Der Mensch ist sehr weit hinter diesen Fassaden versteckt, dass nur ein kurzer Augenblick der Freude und des Lächelns nicht ausreicht um bis zu ihren Empfindungen durchzudringen. Lebensfrohe Gesichter sind an der Bahnhofstrasse selten und wenn man sie trifft, so sind es vor allem Ausländer und Touristen. Diese haben eine kleine Auszeit aus ihrem beruflichen Streben und sind offener, weil sie ja etwas von ihrem Urlaubsziel aufnehmen wollen und nicht in bekanntem Gefielde von einem Punkt zu nächsten stressen.
An meiner offenen und positiven Art kann (und muss) ich hier echt arbeiten. Sich auch durch Ignoranz und Spott nicht runter reissen zu lassen ist eine wirklich gute Übung. Oftmals denke ich, dass die mir entgegen gebrachten Reaktionen kein wirkliches Urteil über mich abgeben, sondern dass sie ein Denkmuster desjenigen preisgeben, der ebenso reagiert. Natürlich sind spöttische Kommentare oft wie kleine Nadelstiche, doch mittlerweile ist mir Spott schon fast lieber als kalte Ignoranz. Wenn jemand einen dummen Spruch reisst und danach hämisch lacht, so lacht er doch immerhin. Lachen ist gesund. Aus welchem Grund auch immer. Mir ist lieber, jemand lacht über mich, als dass er gar nicht lacht. Zürch kann noch so viel Lachen gebrauchen...
Nächste Woche will ich weitere Hotels besuchen um Werbeflyer aufzulegen. Das klappt eigentlich ansprechend gut und bisher sind schon gegen 800 Flyer verteilt. Jeder dieser Flyer kann dem gesuchten Zufall auf die Sprünge helfen und je mehr Menschen von meinem Rikscha-Service erfahren, desto höher ist die Chance, dass mögliche Interessenten letztendlich auch in meiner Rikscha sitzen. Ich bleibe dran...
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