Samstag, 9. Juli 2011
(26) Regionaler Park Matese
Heute Morgen gab es zum ersten Mal in Italien richtiges Brot zum Frühstück und ein Spiegelei machte mir die liebe Rifugio-Chefin auch noch. Beim Bezahlen merkte ich dann, dass ich sie gestern falsch verstanden hatte, denn Ihre Rechnung sah wie folgt aus: Zimmer mit Frühstück 25 Euro, Abendessen inkl. Bier, Wein, Kaffee und Mineralwasser 20 Euro, macht total 45 Euro. Ich bezahlte gerne 50 Euro, was Ihr nicht recht war und sie leicht errötete. Herzig. Zum Abschied wünschte Sie mir alles Gute und winkte noch. Das war wirklich ein schöner Abend, eine gute Nacht und ein perfekter Start in den Tag.
Zuerst musste ich etwa vier Kilometer und knappe 100 Höhenmeter auf meine Route zurückfahren und da stellte ich dann erstaunt fest, dass es nun bergrunter ging. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet, doch meine Beine waren dankbar dafür und das Wetter sowie die Umgebung waren auch herrlich um einfach etwas zu rollen. Es ging runter und runter, von 930 auf nur noch 200 Metern über Meer, oder von angenehmen Temperaturen zu heissem Talwetter.
Ich war nur noch etwa 30 Kilometer vom Lago di Gallo, im regionalen Naturpark von Malese entfernt und ich erinnerte mich ziemlich genau daran, dass dieser auf über 1´000 Metern über Meer lag, doch vor mir lag eine heisse Fläche, die ich erst noch durchqueren musste. Endlich kam ein Wegweiser, "Letino di Gallo, 18 km". Letino liegt kurz hinter dem Lago die Gallo und mein Höhenmeter zeigte gerade Mal 250 Meter über Meer. Gleich begann die Strasse anzusteigen. O.K. 800 Höhenmeter auf etwa 16 Kilometer machen durchschnittlich 5% Steigung. Ich schaltete also runter und plante etwa in der Mitte der Steigung eine Pause im Schatten zu machen und etwas zu essen.
In der dritten oder vierten Serpentinenkurve sah ich dann plötzlich eine Schlange auf der Strasse, die ich natürlich sofort fotografieren musste. Ich sah bisher noch nie eine lebendige Schlange in freier Wildbahn (Blindschleichen mal ausgenommen). Da ich wusste, dass es in Europa keine giftigen Schlangen gibt hatte ich keine Angst, doch sehr wohl Respekt. Ich wartete absichtlich so lange, bis die Schlange weg von der Strasse war, nicht dass sie noch von einem Auto überfahren wird.
Wie geplant machte ich dann meinen Verpflegungshalt und kaum war ich wieder richtig in Tritt gekommen, der nächste Schreck. Mitten auf der Strasse steht ein mächtiger Bulle und weiter vorne ein paar Kühe. Der Muni schaute mich böse an und dachte nicht daran, zur Seite zu gehen. Warum nur musste ich ausgerechnet heute mein einziges rotes Veloshirt tragen? Hoffentlich sieht der nicht rot, der würde mich platt machen. Ich versuchte es mit Lächeln... Endlich machte er ein paar Schritte zur Seite und ich konnte vorbeifahren. Dazu erhöhte ich etwas das Tempo, denn ich wollte rasch aus seinem Blickfeld verschwinden. So kann man seinen Puls auch auf über 160 Schläge bringen... Für ein Foto hatte ich keine Nerven.
Der kleine Ort Gallo und der darüber liegende kleine Stausee fand ich dann eher enttäuschend. Der Stausee ist fast leer und so etwas schaut selten richtig gut aus. Na ja, ich war halt durch die bisherigen Naturparks und Seen auch schon etwas verwöhnt. Ich fuhr also weiter und wollte in Letino etwas richtiges essen, doch auch hier: Fehlanzeige. Essen kann man hier nur abends. Ich fuhr also weiter und kam nach einer kleinen Hochebene an den Matese-See, wobei nach meiner Meinung ist das eher ein seichtes Hochmoor, denn ein See. Für Vogelkundler bestimmt eine interessante Gegend, denn ich sah wirklich einige Touristen mit grossen Feldstechern und Fernrohren.
Ich liess den See förmlich links liegen, denn ich wusste, dass an dessen Ende ein grosses Hotel steht, wo ich mir eine entsprechende Verpflegung versprach. Da war ich dann bass erstaunt, was für ein riesiger 5*-Hotelkomplex mit Kurbad und allem drum und dran hingebaut wurde. Fünf Sterne kann und will ich mir nicht leisten und so war ich froh, direkt nebenan ein kleines Rifugio zu entdecken. Da hatte ich ja nun beste Erfahrungen gemacht und da ich auch noch Leute im Garten essen sah, war klar, dass dies der Platz meiner Wahl war. Ein grosses Bier und eine Portion Linguine al sugo Salsice waren dann genau das, was ich mir vorstellte.
Nach dem gestrigen langen Tag war ich schon etwas müde, auf dem Tacho waren auch schon fast 70 Kilometer und deshalb überlegte ich mir, ob ich gleich auch noch nach einer Unterkunft fragen solle. Hmmm... Auf einer Verkehrstafel konnte ich lesen "Campobasso, 52 km." Das ist zwar genau in meine Richtung, doch 52 Kilometer sind mir wohl zu weit. Ich studiert die Karte und sah, dass es vor Campobasso bereits ein paar Ortschaften gibt und dass mir wohl einige Kilometer geschenkt werden, da ich über 500 Höhenmeter vernichten konnte. Man kennt es ja, ich entschied mich weiter zu fahren.
Kaum etwas bergrunter, stieg die Strasse aber erst nochmals 200 Höhenmeter an. Das störte mich nicht, denn nun hatte ich wieder Kraft und die darauf folgende Abfahrt wurde dadurch noch etwas länger. Und wahrhaftig, es ging runter und runter, Kurve um Kurve, ich konnte einfach sitzenbleiben und an den Verkehrsschildern ablesen, wie ich meinem Tagesziel näher kam. In der Ebene, auf etwa 500 Metern über Meer, war es dann wieder richtig heiss. Bestimmt über 33° Grad. Wenn es jetzt noch einmal hochgeht, falle ich vom Rad...
Schon von weitem sah ich dann eine grosse Hotelanlage und mir war klar, wenn das nicht voll oder zu teuer ist, werde ich da halten und übernachten. Das Hotel La Cupolette in Vinchiaturo nennt sich "Centro Turistico Alberghio e Sportivo" was sich so äussert, dass sich viele Leute um ein grosses Freibad tummeln, wo aus den Lautsprechern laute Musik wummert und ein Animateur quasi als Moderator durch den Mittag führt. Das absolute Kontrastprogramm zu gestern, doch sie hatten ein Zimmer frei, der Preis stimmte und Internet (kabelgebunden) soll es auch geben.
Den weiteren Verlauf kennt man. Duschen, Kleider waschen, Fotos auf das Netbook kopieren, Blogbeitrag schreiben und dann ab an die Bar um im Schatten ein wohlverdientes Bierchen zu trinken. Ich bin gespannt, wie dann die Internetverbindung klappt... Das GPS sagt: 105 km., 5:47 Std., 1´680 Hm.
Die Internetverbindung war sehr schnell. Deshalb habe ich das Fotoalbum "noch schnell" erweitert. Ich hielt den Aufwand jedoch in Grenzen und kopierte so ziemlich alle gemachten Bilder ins Fotoalbum. Es sind nun etwas über 300 Bilder. Bildkommentare habe ich nur für die ersten 160 geschrieben. Auch richtig formatiert oder zugeschnitten habe ich nichts mehr. Das Ganze ist also nur noch für hartgesottene Fans. Viel Spass!
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.blog.dokumenzi.ch/1772-26-Regionaler-Park-Matese.html«
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Spoony am :
Marcello am :
Ich habe Die Gruppenaufgabe gefasst einen entsprechenden Gruppenkommentar von unserem Büro abzugeben bzw. zu posten.
Davor, Andi, Hans und Ich sagen folgendes, prinzipiell haben die folgenden Wünsche:
Davor möchte in den Berichten einen Link zu Google Maps, so dass er weiss wo Du Dich genau befindest. Am besten mit GPS Koordinaten, wo genau Dein Hotel sich befindet oder wenn Du einen Ort erwähnst.
Andi Meint Du sollest mal mehr in Dich gehen, sonst hat Deine Reise keinen Erfolg. Du musst Dich schon noch ein wenig mehr spühren meint er. Er stellt fest, anhand Deinen Berichten, dass Du z.Bsp. die Wäsche jeden Tag wäschst und Du fast immer in Hotels übernachtest. Das meint er müsse schon noch einwenig ändern, auch mal nicht Rasieren wäre angesagt. Er meint der Menzi ist halt immer noch der alte.
Bei Hans ist es einfach, er meint es kommt schon gut.
Schmutz hat momentan keine Meinung. Er ist mit Babygeschrei und Frau- Brust Time Scheduling beschäftigt.
Barone meint du solltest am Morgen doch mehr "Pampe Brioch's" essen. Die sind nämlich lecker und gehören eben zu Italien. Aber so schlimm pampe sind die wirklich nicht. Geh in dich und „senti il sapore della Italia, hmmmm come buono!“
Daniela und Ich sind heute in unserem Agritourismo unterhalb vom Gardasee angekommen. Wir sind jetzt auch in Bella Italia und haben heute Morgen unser erstes „Pampe Brioche „ sogar mit Füllung gegessen. Hier ist es 36 Grad und ich kann ein wenig nachvollziehen wie warm es bei Dir ist. Es sei denn Du bist wieder mal auf einem „Kulminations…irgendwas Punkt“, dort ist es wohl ein wenig kühler.
Grüsse aus Valeggio sul Mincio
Marcello & Daniela
Lucia am :
Das sind ja echt tierische news. Nichts desto trotz beneide ich Dich ungemein... nein, nein nicht wegen dem Velofahren. Vielmehr wegen den Panoramas und den tollen Bildern an denen Du uns teilhaben lässt, fantastisch! Habe heute meine Familie gehört, die mir Interessantes zu berichten hatten. Ich wünsche Dir weiterhin tolles Wetter, tolle Leute und hoffentlich tolleres Essen als Kebab in Italien!
Machs gut! Freue mich, bald wieder von Dir zu lesen!