Mittwoch, 6. Juli 2011
(23) Gran Sasso und Monti della Laga
Nachdem es gestern Abend die Bewölkung wieder stark zunahm, war ich heute Morgen positiv überrascht, als sich der Himmel bis auf ein paar kleine Wolken in schönstem Blau präsentierte. Deshalb bin ich zeitig aufgestanden und schon kurz nach acht Uhr fuhr ich am Lago di Campostosta los.
Die Morgenstimmung war herrlich und so machte ich noch ein paar Fotos entlang des Sees. Ich fuhr heute ganz bewusst anderes, als ich es eigentlich geplant hatte. Also nicht nach meinem aufgezeichneten Track, sondern nach Karte und Himmelsrichtung. Dies deshalb, weil mir die Frau Serena (Betreiberin der Unterkunft) diese Route als besonders schön empfohlen hatte. Nach einer kurzen Abfahrt folgte dann bereits die erste Steigung und weil ich nicht so recht wusste wie lange diese sein wird, schaltete ich zeitig runter und achtete darauf, den Puls nur in Ausnahmefällen über 140 Schläge pro Minute steigen zu lassen.
Schon nach etwa 300 Höhenmetern erreichte ich einen Kulminationspunkt und hatte erstmals volle Sicht auf das Gran Sasso Massiv. Das heisst, so richtig voll war die Sicht nicht, denn wie ich schon in einem Reiseführer las, sind die Bergspitzen oft von Wolken verdeckt, da sie eine Wetterscheide bilden, wo sich die Wolken stauen. Ich schätze mal, dass heute die Wolkendecke auf 1´800-2´000 Metern lag, da ich mich selbst auf knapp 1´600 Metern über Meer befand. Ausserdem kam ich von Nordwesten, was für Fotos am Morgen nicht wirklich gut ist, da im Gegenlicht. Das machte nichts, denn erstens führte die Route entlang der Berge, sprich ich konnte später quasi rückwärts mit dem Licht noch Fotos machen und zweitens waren auch die Berge auf der gegenüberliegenden Seite sehr schön anzusehen. Sie sind auf dieser Höhe kaum mehr bewaldet aber fast vollständig begrünt.
Es folgte eine traumhafte, fast 15 Kilometer lange Abfahrt bis kurz vor die Ortschaft Assergi, dann ging es wieder aufwärts. Schon bald kam ich nach Fonte Cerreto, von wo eine Gondelbahn hinauf zum beliebtesten Aussichtspunkt des Gran Sasso Massivs, mit dem klangvollen Namen Ponte Imperiale, hochführt. Ich machte in einer Bar einen kurzen verpflegungshalt, füllte meine Flaschen und machte mich wieder auf den Weg.
Das getankte Wasser konnte ich gut gebrauchen, denn diese Häuser waren für lange Zeit die Letzten auf meiner Strecke. Die schöne Strasse windet sich in stets angenehmer Steigung nach oben und etwas über 1´700 Meter über Meer erreicht man den höchsten Punkt. Ich hätte da ein Restaurant oder zumindest ein Passschild erwartet, doch da gab es nichts dergleichen. So setzte ich mich halt auf eine Leitplanke und machte ein Foto mit Selbstauslöser. Den bisher höchsten Punkt meiner Italienreise wollte ich einfach in einem Bild festgehalten haben.
Es folgte eine traumhafte Hochebene, wie ich so etwas noch nie gesehen habe. Menschenleer, nur ein paar grasende Kühe, absolut karg, still und fast 20 Kilometer lang. Da die Strasse meist leicht abwärts führt, kann ich einfach nur sitzen und geniessen. Wirklich einmalig! Meine Biobatterien waren langsam leer und so war ich froh, am Ende dieser Ebene endlich auf eine Ristorante zu treffen. Das war dann wieder etwas ganz Spezielles, nämlich eine Art Metzgerei, vor der grosse Grills befeuert wurden, wo man das gekaufte Fleisch gleich grillen konnte. Dazu Bergkäse und natürlich Vino tinto -ach nein, das heisst ja Vino rosso. Ich war etwas erschlagen von den Fleischmassen und kaufte mir nur etwas Käse mit Brot, dazu eine grosse Flasche Mineralwasser. Es scheint, dass viele Einheimische hier hoch fahren um der Hitze des Tals zu entfliehen und hier ausgiebig picknicken.
Ich schaute auf die Karte und dachte mir, dass ich nur noch bis Castel del Monte fahre (ca. 15km) und mir da ein nettes Hotel suche. Ich spürte die Anstrengungen der letzten Tage und wollte mich etwas erholen. Dafür musste ich aber erst mal wieder etwa 150 Höhenmeter überwinden, bevor dann die rassige Abfahrt losging. Castel del Monte ist dann wirklich super anzusehen, doch überall wird gebaut und renoviert. Gar nichts mit Ruhe und überhaupt war es mir auf 1´300 Metern über Meer noch zu frisch.
Ich konnte bis in die Talebene sehen, wo die Sonne schien, was Wärme versprach und mich magisch anzog. Zumal ich ja nur sitzen bleiben und die neuen Bremsbeläge einbremsen konnte... So vernichtete ich ohne jede Anstrengung fast 1´000 Höhenmeter auf etwas mehr als 20 Kilometern und es wurde wie erhofft immer wärmer, ja schon fast heiss.
Am gegenüberliegenden Hang erspähte ich einen schönen Ort namens Capestrano, was ich zum heutigen Tagesziel erklärte. Von der Talsohle musste ich nochmals etwa 150 Höhenmeter hochfahren, die auch überhaupt nicht steil waren, doch da hier die Temperaturen um die 30° Grad lagen, schwitzte ich noch ein letztes Mal kräftig. Das war aber völlig umsonst. Da gab es nämlich kein Hotel, was auch mein nachfragen in einer Bar bestätigte. Schade, dann halt nicht.
In der Ebene sah ich einen Campingplatz mit Pool und nach den vielen Hotelnächten konnte ich ja ruhig wieder einmal im Zelt schlafen. Gesagt, getan. Ich fuhr also wieder ins Tal und zum Campingplatz. Obwohl sich viele Leute um den Pool tummelten, stand nur ein einziges Zelt da, eigentlich komisch. Ich fragte ob ich auch im Restaurant essen könne und nach der postitven Antwort war alles klar. Seit fast zwei Wochen packte ich also wieder einmal das Zelt aus, suchte mir einen schön flachen Platz und stellte es hin.
Dann wusch ich noch rasch meine Kleider und war dann bereit für einen Sprung ins kühle Nass. Kaum richtig im Wasser kam dann prompt ein älterer Herr angetanzt und erklärt mir, dass man nur mit Badekappe baden dürfe. So sind sie, die Italienier. Tragen Badekappe um in den Pool zu pinkeln... Na ja, ich hatte meine Erfrischung und war zufrieden.
Nun bin ich gespannt auf´s Abendessen und darauf, wie ich wohl schlafen werde. Natürlich gab es auch hier keinen Internetempfang. Das GPS sagt: 111 km., 5:52 Std., 1´430 Hm (und 2´300 Hm bergrunter).
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